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Streckenabschnitt
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40 Sekunden lang am Limit
95 Piloten jagten gestern ihre Minicars die Haager Straße hinunter - wie viel Geld sie damit für HIV-infizierte Kinder sammelten, stand am Abend allerdings noch nicht fest.
Hochdahl - Mit dröhnenden Motoren zu protzen, ist ihre Sache nicht. PS-Zahlen kennen sie auch nicht. Und trotzdem geht es bei Minicar-Rennen um Tempo, um Kurvenlage und Endgeschwindigkeit. Denn die Uhr tickt unerbittlich.
Mit 30, in der Spitze gar rasanten 35 km/h, „jagten" gestern die 95 Fahrer zwischen acht und 15 Jahren in ihren Kisten die Haager Straße hinunter. Doch wer nicht bremst, hat keine Chance. Allen voran die Schikane unterhalb der Fußgängerbrücke wurde zum Festival der Dreher. Wer zum ersten Mal dabei war, zahlte Lehrgeld. Und will dennoch wiederkommen.
Wie Kevin, der beim MinicarRennen begeistert von seiner rasanten Premiere am Lenkrad erzählte. Oder die zehnjährige Laura, die so überwältigt vom Geschwindigkeitsrausch schien, dass sie im Zielauslauf voll in die Heuballen steuerte - und lachend mit einer tollen Zeit ausstieg. „Unbeschreiblich", lautete ihr knappes Fazit.
450 Meter war die Strecke lang, 40 Sekunden lang waren die Schnellsten unterwegs. Drei Fahrzeuge standen für das zur Tradition gereifte Spektakel zur Verfügung. Alle in Eigenregie von den Initiatoren gebaut und vom TÜV abgenommen. Dreipunktgurt, Helm, Scheibenbremsen - alles Pflicht.
Ein wenig professionalisiert geworden sei das Ganze im Laufe der Jahre, finden die Organisatoren. Was sich auch in den Bezeichnungen widerspiegelt: Die Seifenkisten heißen mittlerweile offiziell Minicars.
Als der erste Fahrer gestern an den Start ging, hatten Paul Söhnchen und seine Helferkollegen bereits anstrengende Stunden durchgestanden. Um 6.30 Uhr begann ihr Tagwerk. Die Straße wurde abgesperrt, die Umleitung ausgeschildert, die Strecke aufgebaut.
Über 100 Helfer, darunter viele von der Jugendfeuerwehr, dem Roten Kreuz und dem städtischen Bauhof, packten mit an. Auf dem Schulhof wurden zahlreiche Stände aufgestellt. Der Tageserlös kommt der „Elterninitiative HIV-betroffener Kinder" zugute. Wie hoch er ausgefallen ist, konnten die Veranstalter allerdings auch am Abend noch nicht angeben.
Nach über sieben Stunden Rennen dann der Abbau. Aufwendig sei die Organisation, verriet Söhnchen. Ein Grund, weshalb die „Interessengemeinschaft Minicar" das Rennen „nur" alle zwei Jahre ausrichtet. Doch das Strahlen der Kinder während des Rennes und der anschließenden Siegerehrung entschädigte für vieles. Stolz stiegen die Sieger aufs Podium und reckten ihre Pokale in die Höhe. Auch die Schumi-Brüder fingen einst so an.
WZ, 14. Juli 2003
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